Die Familie Glaubig
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Dies ist ein Überblick über die Nachfahren meiner Urururgroßeltern:
​Johann Gottlob Glaubig 1819 - 1886 (in Schnellin) oo Johanna Wilhelmine Täsch 1820 – 1903 (in Schnellin)Die Eheleute lebten als Hüfner in Schnellin. Sie hatten 7 Söhne und 2 Töchter. 2 Söhne starben in Kindesalter. Von den anderen Kindern ist folgendes bekannt.
​Ein Sohn, dessen Name unbekannt ist, starb mit 12 Jahren. Es heißt ausdrücklich im Kirchenbuch, dass er nicht lebensfähig gewesen sei.
​Die älteste Tochter Johanna Wilhelmine Glaubig geb. 1847 heiratete 1873 August Heinrich Saeger geb. 1848. Sie hatte bei einem Gewitter ihre kleine Tochter Berta auf dem Schoß, als plötzlich ein Blitz ins Haus einschlug. Die Mutter war tot, Berta aber lebte.
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Berta heiratete später einen Herrn Hildebrandt, verlor ihn aber wohl recht früh. Die Witwe Berta betrieb einen damals typischen Kolonialwarenladen in der großen Friedrichstraße Nr. 129. Der Laden, von dem sie mehr schlecht als recht leben konnte, bestand bis etwa 1952.
Sie hatte 4 Töchter:
Ella heiratete einen Herrn Marschner. Die Ehe blieb kinderlos.
Toni war verheiratet mit Gärtnermeister Wilhelm Sauerbrey, dessen Rosenzucht in Eutzsch, später als Teil der LPG bis zur Wende existierte und der aus der Rosensorte „Gloria Dei“ eine farblich besonders dunkel-kräftige Abart als „Elbgold“ mit Erfolg in den Handel brachte. Diese Sorte stand viele Jahre auf einem großen Beet auf der Rieseninsel in Wörlitz.
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Übrigens war Wilhelm Sauerbrey, noch bevor er Toni heiratete, mit Erna Kranz (meine Urgroßmutter) verlobt, die die Tochter des Formers Hermann Kranz war. Diese löste Erna Kranz jedoch auf, nachdem sie mitbekam, wie schlecht er mit seiner Mutter redet. Daraufhin ging sie zu ihrer Schwester Margarethe und fragte sie um Rat. Diese meinte, dass sie die Verlobung auflösen solle, auch entgegen dem Reden der Leute und der öffentlichen Meinung. Dies tat dann Erna dann auch. Auch wenn es nicht angenehm war und sie wohl einige unschöne Situationen erleben musste. Aber mit ihrem Walter Gerloff hatte sie eine bessere Wahl getroffen, auch wenn der damals ein recht armer Mann war.
Martchen war die resoluteste unter den Schwestern. Sie war unverheiratet und von Beruf Fürsorgerin.
Friedel, die jüngste der Schwestern, heiratete Alfred Richter. Der aber verstarb früh an einer Krankheit. Friedel heiratete nicht wieder. Sie hatten eine Tochter.
Übrigens haben auch die Hildebrandtschwester Anteil daran, dass Richard Glaubig (Sohn von Wilhelm Glaubig), Hilde Bodesohn kennengelernt und geheiratet hat. Aber dazu an anderer Stelle mehr.
Der älteste Sohn Johann Gottlieb war verheiratet mit Auguste geb. Präger aus Merkwitz. Johann Gottlieb lernte Kaufmann in einem Kolonialwarengeschäft in Kemberg. Als tüchtiger Kaufmann gründete er sich in Kemberg sein eigenes Geschäft. Seine Frau war ihm eine fleißige Hilfe und so entwickelten sie den Laden zum wohl größten Geschäft am Orte.


Sie hatten 2 Söhne.
Der ältere, Richard, wurde Drogist, zu Beginn des l. Weltkriegen besaß er 2 Drogerien in und bei Ammendorf (Halle Saale). Im Kriege wurde er nicht Soldat. Er blieb unverheiratet.

Der jüngere Sohn Bernhard, geboren 1894, lernte Kaufmann, diente als Soldat, heiratete eine reiche Bauerntochter aus einem Nachbardorf (welches?) und baute das elterliche Geschäft zu einem damals hochmodernen Kaufhaus aus. Aus 2 Gründen er sich dann scheiden:
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Erstens er wollte einen leiblichen Nachfolger für sein Geschäft haben, die Ehe aber waren Kinder versagt.
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Zweitens war sie wohl gar keine Geschäftsfrau. Man erzählte sich in Kemberg Geschichtchen wie Kunden die Frau im eigenen Geschäft zum Narren hielten und sich dabei einen unredlichen Vorteil verschafften.
Es war um 1939/ 40 als Bernhard eines Tages schmuck, wenn auch etwas altmodisch gekleidet (Vatermörderkragen) im Geschäft seines Cousins Willy Glaubig in Wittenberg erschien. Von Willy gefragt, ob er auf Brautschau wäre, antwortete er: „Diesmal höre ich nicht auf andere, sondern tue, was ich für richtig halte.“
Bernhard heiratete dann bald Dorothea aus Dinslaken. Bedingt durch die Gefahr des Bombenterrors während des Zweiten Weltkrieges kamen dann Dorotheas Mutter und die beiden unverheirateten Schwestern in das Haus nach Kemberg und belieben dort bis zu ihrem Tode. Sie bestimmten fortan weiterhin, was im Hause und Geschäft Glaubig geschah. Kinder gab es auch in dieser Ehe nicht.
Zuerst starb die Mutter, dann die Schwester Lea an Krebs, dann Schwester Klara (Klärchen), auch an Krebs.
Der 80-jährige Bernhard, dem gar nicht gut war, wurde vom Ladentisch weg mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus nach Wittenberg gebracht, wo er tot ankam (1974). Sein Geschäft konnte er nicht loslassen. Er setzte sich bewusst nicht zur Ruhe als er mit 68 Jahren sein Geschäft recht günstig hätte verpachten und mit Pacht und Rente gut leben können. So kam der Niedergang.
Das Geschäft wurde geschlossen. Dorothea wohnte allein in dem Hause, das nach und nach dem Verfall anheimfiel, bis auch sie 1984 starb.


Der 3. Sohn Julius Glaubig half zunächst in der elterlichen Landwirtschaft. Nach seiner Militär-Dienstzeit war er als Diener in Berlin tätig. Dann kaufte er sich einen Landgasthof mit Landwirtschaft in Retzau bei Raguhn/ Anhalt.
Er heiratete eine Minna Schwinnicke aus der Gegend von Hettstedt, die aber bald verstarb. Danach heiratete er die Schwester der Verstorbenen. Aus dieser Ehe stammen 2 Töchter und 1 Sohn. Julius verkaufte sein Anwesen in Retzau wieder und zog nach Dessau.
Das älteste Kind, Tochter Olga starb unverheiratet, sie war sehr gläubig. Beschäftigt war sie in den Junkers- Werken.
Das zweite Kind, Sohn Walter, wurde Lehrer. Er ist im Ersten Weltkrieg gefallen.
Das jüngste Kind Martha, heiratete den Klempnermeister Walter Gorr in Dessau, wo er auch seinen Betrieb hatte. Vor ihrer Heirat im 1. Weltkrieg, war sie eine Zeit lang bei Erich und Hulda Fischer in Papierhandlung und Haushalt tätig. Bis in die 60er-Jahre des 20. Jahrhunderts haben die beiden nun längst verwitweten Frauen noch Kontakt zueinandergehalten.
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Der jüngste Sohn Ernst Glaubig half auch zunächst in der elterlichen Landwirtschaft. Dann aber ging er in die Großstadt und fand Arbeit in einem Hotel. Bald pachtete er ein Gasthaus mit Speisewirtschaft in Leipzig, später eröffnete er ein Tabakwaren -Spezialgeschäft im Herzen von Leipzig. Er heiratete eine geb. Fritsche, aber seine Frau verstarb nach 15jährige Ehe.
Sie hatten 3 Kinder.
Helene, genannt Leni, war die Älteste, ein etwas korpulentes, aber schönes Mädchen. Ihr Lebensschicksal entschied sich in Wittenberg, als sie zu Besuch bei ihrer Cousine Hulda Fischer weilte. Ganz in der Nähe der Papierhandlung Fischer, Mittelstraßenecke Kirchplatz, befand sich die größte und beste Konditorei Wittenbergs: Café Richter. Richters hatten einen Sohn Carl, dessen Gesicht durch eine stark geschwollene, überhängende Oberlippe entstellt war.
Eben dieser Carl Richter kam zu seinem Freund Erich Fischer in dessen Buchbinder-Werkstatt, als sich dort auch gerade Leni aufhielt. Er wollte Eintrittskarten für ein Vergnügen - vielleicht eine Tanzveranstaltung - überbringen und schmiss diese ein wenig brummig auf den Tisch. Dabei sah er natürlich auch Leni. Aber er verschwand sogleich wieder.
Zum bald folgenden Osterfest erhielt Leni in Leipzig eine Glückwunschkarte von Carl Richter aus Wittenberg. Da wurde es Leni klar: Wenn du jetzt auf diesen Glückwunsch antwortest, dann ist dein Schicksal besiegelt!“ Und Leni antwortete und erhielt eine Einladung, und sie machte hübsch zurecht und fuhr nach Wittenberg. Bald danach heirateten die beiden und hielten die Ehe treu ihr Leben lang.
Sie hatten vier Kinder.
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Eine Tochter starb früh an Diphtherie. Ihr Tod in Atemnot war wohl schrecklich, nicht nur für das Kind, sondern auch für die Eltern, die nicht helfen konnten.
Christa, die älteste der Kinder, war sehr attraktiv. Sie heiratete einen Herrn Rohrlach, der in den ersten Jahren der DDR ein wichtiger Mitarbeiter im Wirtschaftsministerium des Ministers Heinrich Rau war. Er starb relativ früh.
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Der Sohn Erich, benannt nach seinem im 1. Weltkrieg gefallenen Onkel, erlernte das Konditorhandwerk hatte aber nie eine Chance, den elterlichen Betrieb zu übernehmen, was nachher beschrieben werden soll. Er verheiratete und betrieb mit seiner Frau lange Zeit das HO-Café am Steintor in Leipzig, als Objektleiter. Sie hatten einen Sohn.
Einmal hatte Opa Glaubig, als er Gast im Café am Steintor war, Gelegenheit zu einem Gespräch mit Erich. Er war ein Großstadt - Mensch geworden und zeigte wenig Interesse für das Städtchen Wittenberg. Auch könnte er Gerhard Glaubig nicht sagen, wo in Leipzig sein Onkel Willy Glaubig wohnt und wie es ihm und seiner Frau geht.
Das Nesthäkchen der Familie Brigitte ist Kindergärtnerin geworden. Viele Jahre leitete sie den LPG- Kindergarten (oder Gemeinde Kindergarten) in Wörpen (Anhalt).
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Carl Richter ist niemals Nazi gewesen. Aber die Kommunisten hatten großen Appetit auf das schöne Etablissement „Café Richter.“
Also wurde Carl Richter gezwungen, sein Café zu schließen und das ganze Objekt der staatlichen HO zu verpachten. Eine Zeit lang hat er dann in der Bäckerei Kraatz, Schloßstraße 3, eine Konditorei betrieben. Er hörte aber damit bald auf, als er merkte, dass er doppelt besteuert wurde:
Einmal für die Pacht und einmal für die Arbeit.
Es war rentabler, nicht zu arbeiten und von der Pacht zu leben. Doch für Opa Glaubig war die „Konditor – Zeit“ in der Schloßstraße deshalb etwas besonders, weil seine Patentante Leni zu seinem Geburtstag mit einem schönen Kuchenpaket über die Straße zu ihm kam, um ihm zu gratulieren.
Der ältere Sohn Erich wurde Bankbeamter. Er ist im 1. Weltkrieg gefallen.
Der jüngste der Geschwister, Willy Glaubig, erlernte das Bäckerhandwerk, später übernahm er das Tabakgeschäft seiner Eltern und betrieb es bis mit seiner Frau bis zur Rente. Die Ehe blieb kinderlos.
Die zweite Tochter Johanna Christiana Glaubig, dass vierte Kind aus Schnellin, geboren 03.04.1850 heiratete 1876 den Kossäten Johann Friedrich Rast in Radis.
Die Ehe war glücklich und sie gebar 2 Kinder:
Johann Friedrich Richard Rast, geb. 15.10.1877 in Radis und Christiane Minna, geb. 15.10. 1879. Doch 10 Tage später, am 25. 10.1879, starb sie an Kindbettfieber mit 29,5 Jahren.
Der Witwer Johann Friedrich Rast heiratete danach Johanna Christiana Heller aus Seegrehna.
Sie gebar während dieser glücklichen Ehe 7 Kinder: Beide Eheleute wurden über 80 Jahre alt.
Richard Rast wurde Stadtinspektor in Berlin. Er heiratete Berta Müller, Tochter des Müllers aus Radis.
Aus der Ehe entstammt eine Tochter Ilse. Nach seiner Pensionierung ging Richard Rast wieder nach Radis. Dort hatte er ein sehr schönes Haus mit großem Garten, wo er mit seiner Frau einen tätigen Lebensabend verbrachte. Nicht nur, dass sie den großen Garten rentabel bewirtschafteten, Richard hat auch viele Beobachtungen in der Natur angestellt und die Ergebnisse einem Berliner Institut weitergegeben und das bis in sein hohes Alter hinein.
Tochter Ilse war Hebamme und blieb ledig, solange ihre Eltern lebten. Später heiratete sie einen Witwer. Ilse überlebte ihren Mann, obwohl sie etwas älter war als er. Als Witwe verkaufte sie ihr Anwesen in Radis und zog in Gräfenhainichen in eine Plattenneubauwohnung.
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Von Christiane Minna Rast ist bekannt, dass sie 1904 Friedrich Wilhelm Kilz aus Naderkau geheiratet hat.

Friedrich Wilhelm Glaubig, geb. 22.05.1856 (in Schnellin); gest. 25.04.1932 (in Wittenberg,) verheiratet mit Alwine Minna Stäglich, geb, 20.11.1860 (in Merschwitz); gest. 04.11.1943 (in Wittenberg.)
Wilhelm führte die elterliche Wirtschaft weiter. Es kamen 3 Söhne und 2 Töchter zur Welt. Ein Sohn und eine Tochter sind schon im Kindesalter verstorben.
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Richard heiratete Maria Luley, die Ehe blieb kinderlos. Aber über Richard gibt es später noch ein ausführliches Kapitel, genauso auch über seinen Bruder Willy, der Amalie Luley heiratete (meine Urgroßeltern) und mit ihr eine Tochter und einen Sohn hatte. Tochter Charlotte lebte nur ein paar Tage, aber der Sohn (mein Opa) Glaubig war gesund.
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Es stellte sich heraus, dass Ehefrau Minna kränkelte, als die Kinder noch klein waren. Der ältere Sohn Richard wollte partout nicht Landwirt werden. Schon als Kind baute er sich aus Holz und Fäden ein Geigenartiges Instrument, um damit Musik zu machen. Folglich brachte ihn der Vater zur Schmiedeberger „Sackpfeife“ in die Lehre, verkaufte, was ihm wohl schwer viel Haus und Hof und zog nach Wittenberg, wo er in der Großen Friedrichstraße zwei Häuser kaufte, um aus Mieten und Kapital- Erlös als Privatmann zu leben. Doch es kam anders. Das eine Haus erhielt das älteste Kind Hulda als Mitgift zur Hochzeit, das Kapital als Erlös aus dem Verkauf ging durch die Inflation 1921-23 verloren.
Die Eheleute lebten bis zu ihrem Tode in ihren Hause Große Friedrichstraße 11.
Die Tochter Hulda heiratete den Buchbinder Eich Fischer.
